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Kanalisationsforum 2004


Werterhalt der Kanalisation im Zentrum der Diskussionen und Referate am Kanalisationsforum Bern 2004

Rund 300 Fachleute aus der Schweiz, Deutschland und Österreich trafen sich anlässlich des erstmals in Bern stattfindenden Kanalisationsforums und diskutierten aktuelle Fragen zum Thema Werterhalt der Kanalisation. Neue Technologien für die Sanierung und Instandsetzung bestehender Kanäle konnten besichtigt werden. Mehrere Aussteller zeigten innovative Geräte und Maschinen für Schlauchreliningverfahren und das grabenlose Anschliessen von Hausanschlussleitungen an die öffentliche Kanalisation. Erstmals gezeigt wurde zudem die neu entwickelte Scanner-Kamera für das digitale Erfassen von Kanalisationsleitungen. Hanspeter Walser, Geschäftsführer des Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute, VSA zog eine positive Bilanz und zeigte sich hoch erfreut über das Engagement der anwesenden Fachleute und die Qualität der dargebotenen Referate.

Mehrere Redner wiesen darauf hin, wie wichtig es sei, kostengünstige Lösungen für die Instandhaltung der Infrastruktur anbieten zu können, da die öffentliche Hand zunehmend unter Finanzsorgen zu leiden habe. Alexander Tschäppät, Planungs-, Verkehrs- und Tiefbaudirektor der Stadt Bern erwähnte im Rahmen seiner Grussbotschaft, dass die Abwasserfrage in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstmals die Berner Politiker beschäftigte. Damals stand die Einführung der Schwemmkanalisation zur Diskussion. Anfangs des 20. Jahrhundert glaubten die Stadtbehörden noch, dass die sog. Selbstreinigungskraft der Aare ausreiche, so dass sich in Bern der Bau einer Kläranlage erübrige.



Prof. Dr. Ing. Dieter Stein von der Universität Bochum wies in seinem Referat darauf hin, dass kurzfristiges Denken und Handeln die Nachhaltigkeit der Abwasserentsorgung massiv gefährde. Am Beispiel von Leitungsgängen zeigte er auf, dass trotz grösserer Investitionskosten sich der Bau derartiger Anlagen lohne. Insbesondere die multifunktionale Nutzung würde dazu beitragen, dass in Zukunft weniger Strassenaufbrüche notwendig sind, und dass auch neue Bedürfnisse abgedeckt würden. Bruno Schmuck aus Rorschach zeigte, dass aufgrund der europäischen Normierung neue Programme für das Erfassen und Bewerten der Leitungsschäden notwendig sind. Zum Thema Unterhaltsplanung unter den Zwängen übergeordneter Tiefbaumassnahmen und knapper werdender Finanzmittel sprach Peter Hunziker, dipl. Ing. Winterthur. Er zeigte, dass eine langfristige Planung und Zustandsanalysen eine gute Basis für koordinierte Arbeitsausführung sind, und dass sich so die finanziellen Mittel optimaler einsetzen lassen.

Hans-Peter Wyss, Stadtingenieur Bern, bestätigte anhand der Erhaltungsplanung die Aussagen von Peter Hunziker. Mathias Lehmann wies darauf hin, dass die Abwasserentsorgung aufgrund gesetzlicher Vorgaben über Gebühren zu finanzieren seien. Er zeigte auf, welche Gebührenmodelle im Sinne verursachergerechter Kostentragung geeignet sind, die Aufwendungen gerecht zu verrechnen.



Mehrere Referenten befassten sich mit der technischen Umsetzung, Betrieb und Unterhalt, den Möglichkeiten und Grenzen der grabenlosen Baumethoden, der Qualitätssicherung und der Finanzierung. Sie zeigten dem interessierten Publikum, welche Lösungsansätze in Zukunft von Wichtigkeit sein werden. Das Thema Liegenschaftsentwässerung und Versickerung von Abwasser stand im Zentrum eines weiteren Referateblocks. Hans Ulrich Gränicher, dipl. Bauingenieur Bern und Ulrich Steiner, Stadtbaumeister Burgdorf wiesen in ihren Referaten darauf hin, wie wichtig die Liegenschaftsentwässerung sei. Viele Hauseigentümer haben keine Kenntnisse über den Zustand der in ihrem Besitz stehenden Anlagen. Zum Schutz des Grundwassers müssen aber auch diese Leitungen dicht sein und müssen regelmässig saniert oder erneuert werden. Ulrich Steiner zeigte auf, welche Hilfsmittel dem Fachingenieur heute für die Beurteilung der Versickerung von unverschmutztem Abwasser zur Verfügung stehen. Der Präsident des VSA, Jürg Meyer forderte die Anwesenden zu vernetztem Denken auf und sagte, dass die End-of-Pipe-Lösungen in der heutigen Zeit hinterfragt werden müssten. Am Beispiel der Urinseparierung zeigte er auf, welchen Weg die Abwasserentsorgung der Zukunft einschlagen könnte.