Kanalisationsforum 2006
Praxisgerechter Betrieb und Unterhalt von Entwässerungsanlagen
Ein voller Erfolg
Nach 2004 trafen sich wiederum rund 300 Kanalisations-Fachleute aus der Schweiz, Deutschland und Österreich in Bern anlässlich des zweiten Kanalisationsforums.
Aus Sicht der Kongressteilnehmer, Veranstalter und Ausstellenden war der Anlass ein voller Erfolg.
Neue Produkte zum optimierten und kostengünstigen Renovieren von bestehenden Entwässerungsanlagen wurden präsentiert.
Insbesondere Produkte und Technologien, die es ermöglichen undichte Leitungen und Schächte abzudichten, fanden das Interesse der Besucherinnen und Besucher.
Wichtige Erkenntnisse zum betrieblichen und baulichen Unterhalt, der Zustandserfassung und -bewertung konnten anhand der neuen VSA-Richtlinien vorgestellt werden.
So beispielsweise das neue, auf der europäischen Normierung basierende einheitliche System für die Erfassung und Codierung der Schäden in Kanalisationen.
Dies wird den Heute bestehenden Wildwuchs der Begriffsdefinitionen beseitigen und die Schadencodierung und den Datentransfer wesentlich vereinfachen.
Auf dem Gebiet des betrieblichen Unterhalts werden vermehrt bedarfsgerechte Lösungen vorgeschlagen.
Dazu sind aber gute Kenntnisse über die vorhandenen Anlagen mit Reinigungs- und Inspektionsplänen und -protokollen notwendig.
Die den Kongress begleitende Ausstellung bot Gelegenheit für wichtige Kundenkontakte und Gespräche mit den Exponenten der einzelnen Firmen.
Neue Produkte und Technologien
Für die Renovierung, Reparatur und Erneuerung bestehender Kanäle stehen vielfältige Produkte und Systeme zur Verfügung.
Über 50 Ausstellerinnen und Aussteller nahmen die Gelegenheit wahr, innovative Geräte und Maschinen für Schlauchreliningverfahren und das grabenlose
Anschliessen von Hausanschlussleitungen an die öffentliche Kanalisation, die Erneuerung oder Renovierung von Abwasseranlagen vorzustellen.
Grosse Beachtung fanden auch die Referate und Präsentationen am Unternehmerforum.
Der Trend zeigt, dass vermehrt fertig vorkonfektionierte Bauelemente für Schachtbauwerke und Rohrleitungssysteme angeboten werden.
Diese garantieren gegenüber herkömmlichen Baumethoden, mit vor Ort erstellten Schachtsohlen, eine höhere Dichtheit und besseres Abflussverhalten.
Mehrere Anbieter zeigten neuartige Lösungen zum Abdichten und Beschichten von Schächten und Kammern.
Für begehbare Kanäle wurden verschiedene Lösungsmöglichkeiten mit Sohlschalen und Reprofilieren vorgestellt.
Die Podiumsdiskussion stellt die Finanzierung ins Zentrum
Unter der Leitung von drs-Redaktor Heinz Schild diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der öffentlichen Verwaltungen mit Ingenieuren über die Finanzierbarkeit der Abwasserentsorgung.
Es wurde festgehalten, das für Instandstellungsmassnahmen und den Werterhalt der bestehenden Infrastrukturen erhebliche finanzielle Mittel erforderlich sind.
Dies hat Konsequenzen auf die Höhe der zu bezahlenden Gebühren, aber auch direkte Auswirkungen auf die einzelnen Liegenschaftsbesitzer.
Diese sind nämlich für den Bau, Unterhalt und Betrieb der Liegenschaftsentwässerungen verantwortlich.
Frau Meier-Frund von der Eidgenössischen Preisüberwachung warnte vor unbegründeten Gebührenerhöhungen.
Die Tiefbaudirektorin der Stadt Bern, Frau Gemeinderätin Regula Rytz wies darauf hin, dass die Stadt Bern nur im Rahmen von Baubewilligungsverfahren
Zustandsuntersuchungen von bestehenden privaten Entwässerungsanlagen verlangen können.
Die personellen Ressourcen für systematische Kontrollen der privaten Entwässerungsanlagen seien nicht vorhanden.
Der Kongress mit spannenden Referaten und Forderungen für den praxisgerechten Betrieb und Unterhalt
Der erste Block von Fachvorträgen war der Umsetzung des Generellen Entwässerungsplans (GEP) gewidmet.
Martin K. Meyer, Vorsteher des Amtes für Gewässerschutz und Abfallwirtschaft des Kantons Bern (GSA) erläuterte, dass im Kanton Bern 25% der GEP
von den kantonalen Behörden genehmigt wurden und dass rund 60% der GEP’s bis Ende 2007 erarbeitet sein werden.
Zu jedem GEP gehört ein Massnahmenplan, welche die vorgeschlagen Massnahmen auflistet.
Martin K. Meyer wies darauf hin, dass vor allem kleinere Gemeinde die heute anfallenden Aufgaben im Bereich Siedlungsentwässerung nur ungenügend wahrnehmen.
Diesen Gemeinden empfiehlt das GSA die Aufgaben an einen Abwasserverband oder Ingenieurbüro auszulagern oder sich zu grösseren Organisationseinheiten zusammen zu schliessen.
Der Präsident des VSA, Martin Würsten wies darauf hin, dass die unterirdischen Anlagen der Abwasserentsorgung kaum wahrgenommen werden, dass diese aber einen erheblichen
finanziellen Wert verkörpern und grossen statischen und chemischen Belastungen durch den Strassenverkehr und die Zusammensetzung des Abwassers ausgesetzt seien.
Hauptprobleme ortet Martin Würsten beim Fremdwasser, welches der Kanalisation zufliesst, dem Verlust von Abwasser aus undichten Leitungen sowie falsch eingestellter
Entlastungsbauwerken und bei Fehlanschlüssen im Bereich der Liegenschaftsentwässerung.
Um hier Abhilfe zu schaffen publiziert der VSA regelmässig Richtlinien und Normen und führt Tagung mit Fachvorträgen durch.
Unter der Tagungsleitung von Hans Ulrich Gränicher wurden die neuen VSA-Richtlinien zum betrieblichen Unterhalt, der Zustandserfassung und Zustandsbewertung vorgestellt.
Jürg Möckli, Inhaber der Firma Mökah präsentierte die wichtigsten Erkenntnisse, welche in der VSA-Richtlinie „Betrieblicher Unterhalt“ eingeflossen sind.
Er wies darauf hin, dass zum betrieblichen Unterhalt regelmässige Kontrollen und Inspektionen gehören, dass die ständige Bereitschaft des Entwässerungssystems nur gewährleistet werden kann,
wenn eine verbindliche Reinigungsstrategie festgelegt ist und Richtwerte für die Reinigungsintervalle definiert wurden.
Bruno Schmuck, Inhaber des Ingenieurbüros SBU in Rorschach präsentierte in einem ersten Referat die Anforderungen, die bei der Zustandserfassung und Bewertung der öffentlichen und privaten Kanäle zu beachten sind.
Er erwähnte die zentrale Bedeutung und Wichtigkeit qualitativ guter Daten und Informationen über den Ist-Zustand der Entwässerungssysteme.
Diese könnten nur dann gewährleistet werden, wenn gut geschultes Personal und geeignete Hilfsmittel eingesetzt werden.
Die optische Inneninspektion der Kanäle und Dichtheitsprüfungen mit Luft oder Wasser sind die wichtigsten Prüfungen zur Erfassung des Ist-Zustands.
Die neue Richtlinie definiert die Anforderungen an die Zustandserfassung.
Bis vor kurzem existierte für die Erfassung der Feststellungen aus der optischen Inspektion kein einheitliches Codiersystem.
Auch für den Datentransfer zwischen dem Inspekteur und dem beurteilenden Ingenieur besteht keine Normierung.
Neu gilt nun die Norm SN EN 13508-2. Sie bringt ein europaweit verbindliches Codiersystem.
Für den Datentransfer wurde das VSA-DSS-Datenmodell entsprechend erweitert.
Jürg Möckli erläuterte die Struktur der Schadenserfassung.
Stefan Burkhardt und Roger Koch zeigten anschliessend, wie Daten abzubilden und zu verwalten sind.
Eine fundierte Zustandsbewertung basiert auf den Grundlagen der Zustandserfassung.
Die VSA-Richtlinie „Zustandserfassung und Bewertung“ enthält das breit abgestützte Modell mit Zustandsklassifizierung und Zustandsbewertung.
Bruno Schmuck konnte in einem weiteren Referat die Vorteile und Abläufe dieser Bewertungsmethode vorstellen.
Es wird mit Einflussfaktoren gearbeitet. Die Summe der einzelnen Einflussfaktoren ergibt die Dringlichkeitsstufe für die Realisierung der vorgeschlagenen Sanierungsmassnahmen.
Aki Kleiner erläuterte welche Lösungsmodelle für den Betrieb und Unterhalt der Entwässerungsanlagen im Kanton Genf gelten.
Seit 2005 werden auf der Basis von Verträgen die Abwasseranlagen einiger Genfer Gemeinden durch die Services Industrielles de Genève (SIG) betreut.
Inspektion und Reinigung können so professionell organisiert werden.
Für den baulichen Unterhalt wurde eine separate Richtlinie erarbeitet.
Hans Ulrich Gränicher, Inhaber des Ingenieurbüros IPG Gränicher AG erläuterte, das man unter dem Begriff baulicher Unterhalt, Massnahmen zum Erhalt der
Bauwerkssubstanz sowie zur Wiederherstellung der Gebrauchstauglichkeit und der Tragsicherheit für eine festgelegte Zeitspanne verstehe.
Die Richtlinie zeigt auf, welche Bautechniken zur Verfügung stehen. Sie ersetzt Teile der bisherigen VSA-Dokumentation „Verfahren und Anbieter“.
Paul Fuchs, Hoch- und Tiefbau AG, Sursee zeigte auf, welche Methoden bei begehbaren Kanälen zur Anwendung kommen.
Je nach Art der vorhanden Schäden sind Reprofilierungen, Sohlenauskleidungen, Rohreinzug, das Verlegen von vorfabrizierten Elementen oder Innliner angezeigt.
Der beauftragte Fachingenieur hat im Einzelfall die zweckmässigste Lösung festzulegen.
Für die Submission derartiger Arbeiten können ausser den herkömmlichen Modellen auch TU Ausschreibungen zur Anwendung kommen.
Ein weiteres viel beachtetes Referat erläuterte die Prüfmethoden bei vor Ort erhärtenden Schlauchlinings.
Der Referent zeigte auf, wie wichtig die einzelnen Prüfungen für die Qualität von Relinings sind.
Dreipunkt Biegeversuch, Scheiteldruckversuch, Prüfungen der Dichtheit und der Wandstärke spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Daniel Nater, Mitglied der VSA-Prüfkommission QUIK erläuterte die bisherigen Erkenntnisse und Erfahrungen, welche man mit dem VSA-Eignungsattest gemacht hat.
Bisher konnten insgesamt 8 derartige Atteste ausgestellt werden. Daniel Nater ist der Überzeugung, dass in ein zwei Jahren bei rund 90 % aller in der Schweiz eingebauten Liner ein Attest zu Grunde liegt.
Für die ausschreibende Stelle bildet dieses Attest ein wichtiges Qualitätslabel. Daniel Nater erläuterte welche Prüfungen vorgeschrieben sind.
Die Ergebnisse sind in entsprechenden Prüfberichten dokumentiert und sollten bei der Beurteilung der Angebote berücksichtigt werden.
Ein interessantes Forschungsprojekt wurde von Peter Kaufmann, aquawet Gümligen vorgestellt.
Er erläuterte, dass das von viel befahrenen Strassen abfliessende Regenwasser stark mit Schadstoffen belastet sein kann.
Ziel des Forschungsprojekts ist es diese Schadstoffe zurückzuhalten, so dass die Gewässerbelastung reduziert werden kann.
Durch den Einbau von Strassen-Filterschächten sollen die Schadstoffe an der Quelle aufgefangen und zurück gehalten werden.
Robert Thoma vom staatlichen Hochbauamt D-Würzburg wies darauf hin, wie wichtig auch die Inspektion der Grundstücksentwässerungen ist.
Er plädiert für das Bilden von geschlossenen Inspektionskreisen mit Kooperationsmodellen, bei welchen die Gemeinden die Koordination übernehmen und auch die Kosten zulasten der Abwasserrechnung tragen.
Private seien mit dieser Aufgabe in der Regel überfordert.
Mathias Schwendimann präsentierte das Modell „Münchenbuchsee“.
Diese Gemeinde entschied sich den Betrieb und Unterhalt einer privaten Firma zu übertragen.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass der private Anbieter gegenüber staatlichen Betrieben flexibler und rascher reagieren und dank Synergien erst noch kostengünstiger arbeiten könne.
Roland Brühlmann, Geschäftsführer Notter Kanalservice AG, zeigte anhand von Schadenbildern mit welchen Problemen man es bei der Sanierung privater Abwasseranlagen zu tun hat.
Er wies darauf hin, dass nicht jeder Schaden mit grabenlosen Baumethoden behoben werden kann.
Zum Schluss des zweitägigen Kanalisationsforums präsentierte Rudolf Loosli vom Tiefbauamt der Stadt Bern das auf dem Berner Bundesplatz installierte Wasserspiel.
Erstaunlich ist, welche umfangreiche technische Installation mit Ausgleichsbecken und Wasserreinigung notwendig ist, um eine derartige Anlage zu betreiben.
Für weitere Auskünfte stehen Ihnen zur Verfügung
- Dr. Urs Kupper,
- Bruno Schmuck,
- Hans Ulrich Gränicher,
Geschäftsführer VSA, | Tel. 043 343 70 72 | |
Technisches Komitee, | Tel. 071 844 16 60 | |
Technisches Komitee, | Tel. 031 359 40 67 |
Stand: 12. September 2006